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Wir starten am Bahnhof Dreieichenhain (Navi Bahnstraße 37, 63303 Dreieich) und arbeiten uns über Lutherstraße und Maienfeldstraße Richtung Altstadt vor. Bald durchqueren wir das Obertor aus dem 14. Jh. Das Stadttor war ursprünglich deutlich komplexer mit Bollwerk und Zugbrücke, wurde aber um 1790 auf den Turm reduziert.
Hinter dem Tor eröffnet sich der Blick auf die schöne, mit Fachwerk gesäumte Fahrgasse. Bis Mitte des 19. Jh. spielte sich hier das gesamte öffentliche Leben der damals knapp 900 Bewohner ab, denn außerhalb der ca. 1 km langen Stadtmauer durften keine Häuser errichtet werden. Der Ort war ländlich geprägt. Fachwerk war günstig, galt aber als ärmlich und wurde sofort nach Errichtung des Hauses verputzt. Anfang des letzten Jahrhunderts änderte sich die Mode und die Häuser wurden nach und nach mit viel Liebe zum Detail freigelegt und restauriert.
Wir schlendern die Fahrgasse entlang. Ab und zu lohnt sich ein kurzer Blick in die hübschen Gäßchen, insbesondere in Spitalgasse und Alte Schulgasse. Am Markt treffen wir schließlich auf die Ruine Burg Hayn. Wir lassen uns im angrenzenden Biergarten kurz nieder für ein wenig Stadtgeschichte: Der Ursprung von Burg und Stadt ist eng mit dem "Wildbann Dreieich" verbunden. Dabei handelte es sich um ein riesiges Waldgebiet zwischen Rhein und Main, in dem ausschließlich der Kaiser jagen durfte. Auf dem Hügel der Burg Hayn bestand seit 950 ein königlicher Jagdhof. Der Sage nach hat schon Karl der Große von hier aus Jagdausflüge ins Hengstbachtal unternommen. Im 11. Jh wurde an Stelle des Jagdhauses die Burg errichtet. Hier residierten die Herren von Hagen, die als Reichsvögte den Wildbann verwalteten.
Der Wildbann war über 1000 Jahre streng geschützt. Im "Wildbannweistum" aus dem 14. Jh. wurden die Regeln kodifiziert. Danach durfte ein Kaiser sich z.B. speziell abgerichtete Jagdhunde im Faselstall neben dem Untertor ausleihen und am Abend jederzeit in einem der Jagdhöfe, genannt Wildhuben, im Wildbann übernachten. Im Weistum wurden auch drakonische Strafen für Holzsammler, Brandstifter und Wilddiebe festgehalten. Erst später durften Frankfurter Bürger einmal im Jahr im Wildbann Holz sammeln - heute noch gefeiert als Wäldchestag.
Die Burgmannensiedlung "Hain in der Dreieich" entstand zeitgleich mit der Burg und erhielt im 13. Jh. das Stadtrecht. Der Ort wurde schnell das Zentrum des Wildbanns. Im 14. Jh. entstand die eindrucksvolle Ringlandwehr, die in großen Teilen heute noch erhalten ist. Die Blüte der Stadt endete mit dem 30-jährigen Krieg, unter dem die ganze Gegend hier enorm litt.
Wir schauen uns derweil in der Burgruine um. Als erstes fällt der eindrucksvolle Palas aus dem 11. Jh. auf. Der ursprünglich romanische Bau wurde immer wieder im Geschmack der Zeit modernisiert. Im Eingangsbereich steht ein römischer Grabstein, der einstmals im Mauerwerk verbaut war. Außerdem ist der Bergfried erhalten, der früher die doppelte Höhe hatte. Sehenswert sind auch die Reste des in der Mauer intergrierten Wohnturms. Im 18. Jh. wurde die Burg als Steinbruch verwendet und arg in Mittleidenschaft gezogen.
Wir durchqueren das schöne Untertor aus dem 15.Jh. und halten uns rechts über den Parkplatz an der Stadtmauer entlang. Vorher werfen wir noch einen Blick auf den Burgweiher. Der gehörte zur Befestigungsanlage. Laut Sage hat Fastrada, die 4. Frau Karls des Großen, einen Zauberring in den Teich geworfen. Dadurch wurde der Kaiser per Hexerei an seinen Lieblingsjagdhof gebunden.
Hinter der Stadtmauer geht es über Wälle und Dämme vorbei an Teichen und Hecken. Was chaotisch erscheint, gehört zu einem ausgeklügelten Verteidigungssystem aus dem 15. Jh,, dass die Stadt umgab. Die Wallgrabenanlage war mit ihren Teichen und Staustufen sehr aufwändig zu pfegen und verwilderte schnell. Heute gibt es hier viele seltene Tiere und Pflanzen.
Nach der Wallgrabenanlage gelangen wir auf schönes offenes Gelände aus Obstwiesen und Weiden. Wir überqueren Schienen und wandern nach Süden. Auf der Langener Straße gehen wir kurz 5 m nach Osten und besichtigen zwei sogenannte Sühne- oder Mordkreuze unter einem alten Baum. Diese Monumente sind Zeugen von mittelalterlichen Sühneverträgen. Damals gab es keine Gerichte und Morde endeten meist in endlosen blutigen Rachefehden zwischen den verfeindeten Familien. Alternativ konnte man eine Entschädigung aushandeln und als Zeichen des Schuldeingeständnisses wurde das Kreuz aufgestellt. Beschriftungen trugen die Kreuze nie. Keiner konnte lesen. Allenfalls war die Mordwaffe eingeritzt.
Jetzt geht es immer weiter auf der Langener Straße nach Westen. Wir passieren das Wirtshaus am Haag und folgen dem "Grenzweg" weiter gen Westen durch einen schönen Laubwald. Der Grenzweg dokumentiert die Bedeutung der Grenzsteine aus dem 17. Jh. am Wegesrand.
Schließlich überqueren wir die Koberstädter Str. und gelangen nach kurzer Zeit zu einem Abzweig Richtung Biergarten Scheuer. Hier lohnt sich eine Pause bei Bier und Schnitzel bevor der letzte Teil des Weges beginnt. Wir folgen dem Weg ein paar Schritte zurück und folgen dann der Markierung Grünes Kreuz bis hinein nach Dreieichenhain zum Bahnhof.
In der Nähe lohnt sich auf jeden Fall auch die herrliche
Tour von Gut Neuhof zur Burg.
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