Diese 5-km-Tour gehört zu unseren Favoriten. Die Seligenstädter Altstadt ist wunderbar urig. Es gibt Abwechslung und Erlebnisse. Der Klostergarten ist ein echtes Highlight in der Region und der kleine Abstecher zum barocken Wasserschlösschen in Klein-Welzheim lohnt sich immer.
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Los geht es am Parkdeck (Navi Grabenstraße, 63500 Seligenstadt). Über die Pfortengasse biegen wir ins Viertel "Klaa Frankreich" ein. Hier siedelten im 17.Jh die Wallonen und gaben der Ecke einen ganz eigenen Charme. Weiter gehts über die Rosengasse zur Steinheimer Straße. So eine "Rosengasse" gibt es in fast jeder Stadt. Dort boten sich i.d.R. in längst vergangenen Zeiten die Prostituierten an. Heute schmücken die Bewohner ihre Fachwerkhäuser mit Kletterrosen.
Es folgt der historische Marktplatz. Hier kann man ein Eis essen und später auch sehr gut einkehren, z.B. im "Riesen". Außerdem lohnt sich ein kurzer Abstecher zu einem Durchgang in den Innenhof des Rathauses. Hier steht das "Romanische Haus". Kaiser Barbarossa führte hier 1188 einen Hoftag durch.
Am Markt glänzt das "Einhardhaus" aus dem 16.Jh. mit besonders üppiger Verzierung. Das Haus ist nach dem Klostergründer Einhard benannt und erinnert mit Text und Schnitzerei an eine Legende zur Entstehung des Ortsnamens. Zu Anfang hieß die Stadt in den Archiven nämlich Obermuhlinheim. Die Legende besagt, dass Kaiser Karl hier seine Tochter wiederfand, die zuvor mit Einhard durchgebrannt war. Daher auch der Spruch an der Fassade: "Selig sei die Stadt genannt, da ich meine Tochter wieder fand!".
Die Geschichte der Stadt reicht bis in die Antike zurück. An der Stelle des Marktplatzes stand ein Kastell der Kohorte I Civium Romanorum equitata. Im Mittelalter wurde die Stadt vom Kaiser an den Klostergründer Einhard verschenkt. Einhard verfasste im 9.Jh. die berühmte Biografie Karls des Großen "Vita Karoli Magni" und verdiente sich u.a. dadurch die Gunst der Mächtigen. Das Kloster machte die Stadt reich und Kaiser Barabarossa vergab die Stadtrechte. In dieser Zeit wurde hier ein Königshof eingerichtet. Den 30-jährigen Krieg überlebte die Stadt unter schwedischer Besatzung fast unbeschadet. Glück für uns, denn so können wir heute noch bis zu 600 Jahre altes Fachwerk besichtigen. Alle Kulturdenkmäler tragen eine kleine Tafel mit Erläuterungen. Hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
Weiter geht es durch malerische Gassen zum Freihofplatz. Wir empfehlen dort das Eis vom "Süssen Löwer". Hier fällt der Blick auf das Kloster und "St. Marcellinus und Petrus". Die 1000 Jahre alte Kirche beherbergt Reliquien der beiden Heiligen, die damals auf mysteriöse Weise nach Seligenstadt gelangt sind.
Als nächstes gehen wir in den Innenhof des Einhard-Klosters. Im Eingangsbereich gibt es gleich zwei Highlights. Die umzäunten Bereiche auf der linken Seite verwandeln sich im April in spektakuläre Tulpenwiesen. Das sollte man wirklich auf keinen Fall verpassen. Auf der rechten Seite gibt es hinter einer Mauer ein Gehege für Schafe, Hühner und einen weißen Pfau. Der Bereich wurde schon im Mittelalter als "Tiergarten" genutzt. Die Herrschaften konnten ihr Wildbret bequem vom kleinen Ecktürmchen aus erlegen.
In der Klosteranlage lohnt eine geführte Tour durch die herrschaftlichen Räume. Es gibt eine Mühle, die ab und zu in Betrieb geht. Ein kleiner Laden verkauft Wein und gutes "Klosterbrot". Ein kleines Cafe lädt ein. Der spektakuläre Teil ist allerdings der Gartenbereich hinter dem Kloster. Hier gibt es einen ausgedehnten Kräuterbereich und einen herrlich gepflegten Barockgarten nach historischem Vorbild. Letzterer wird ständig liebvoll bepflanzt und bietet zu jeder Jahreszeit neue Fotomotive.
Nach diesem Erlebnis gehen wir durch eine kleine Pforte in Richtung Mainufer. Hier gibt es einen schönen Spielplatz. Wir lassen die Kinder spielen und beoachten derweil des Getümmel an der Mainfähre. Am Mainufer geht es weiter auswärts. Ich empfehle den kleinen Trampelpfad am Flussufer, weil der Radweg an schönen Tagen doch arg frequentiert wird. Ein Hinweis vor dem Schleifbach leitet uns in Richtung Wasserburg. Wir durchqueren schöne Obstwiesen und Weiden und stehen kurz darauf vor einem Teich. Den Teich umrunden wir und stoßen bald auf das Schlößchen. Die Wasserburg wurde um 1700 errichtet und diente den Äbten als Jagd- und Sommerresidenz.
Auf dem Mainuferweg geht es wieder zurück in Richtung Innenstadt bis zum Hafen. Hier biegen wir in die Große Fischergasse ein und finden auf der rechten Seite nach kurzer Strecke die Mauerreste des "Palatium". Die Kaiserpfalz wurde wahrscheinlich unter Friedrich II. im 13.Jh. errichtet. Wir folgen den Fachwerkgässchen vorbei am Pulverturm und beenden die Tour schließlich am Fotomotiv Steinheimer Tor.
Die ganze Gegend ist außergewöhnlich schön. Hier ein paar Links zu tollen Touren in direkter Nähe: